Ich bin sauer. Seit einiger Zeit sitze ich an einem Text über die Situation der Hebammen. Deren Haftpflichtprämien werden am 1. Juli nämlich wieder einmal steigen und wieder einmal gibt es aus der Politik nur laue Worte und bei den Einigungen mit den Krankenkassen nur Minischritte. Wie 2010 und 2011. Wieder einmal haben über 100.000 Menschen ihre Unterstützung bekundet, in einer aktuellen Campact-Kampagne. Wieder einmal wird das nichts bringen, wie zuletzt die bis heute erfolgreichste Massenpetition folgenlos blieb. Was wieder einmal heißt: Frauen sind der deutschen Politik scheißegal.
Da redet die Familienministerin wieder und wieder von Wahlfreiheit. Aber wenn es um die Gestaltung der Geburt geht, um die Wahl zwischen Krankenhaus, Geburtshaus und Hausgeburt, dann ist Ende mit der Wahlfreiheit. Dass die Wege für die Schwangeren immer weiter werden ist genauso egal, wie die Tatsache, dass die Hebammen in den Krankenhäusern völlig überlastet sind. Ja, hm, Nachfrage nach 1:1 Betreuung ist da, müsste man was tun. Tut dann aber niemand. Ordentliche, vertrauensvolle Begleitung von Müttern und Neugeborenen bei der Geburt: scheißegal.
Wieder einmal geht es um die Bezahlung und Anerkennung eines typischen Frauenberufs. Schöne Worte und fehlende Unterstützung durch wechselnde Gesundheitsminister zeigen da vor allem, wie scheißegal ihnen diese Frauen sind. Auch der Spitzenverband der Krankenkassen erdreistet sich noch, das jahrelange Verschleppen der Einigungsprozesse damit zu begründen, dass Hebammen so wichtig für Schwangere seien. Wollt ihr uns verarschen?
Seit zwei Jahren schreiben wir nun schon darüber und es ist jedes Mal das Gleiche. Hebammen geben ihren Beruf auf, Schwangere haben es immer schwieriger und passiert ist – nichts. Seid doch einfach ehrlich, liebe Politik und liebe Krankenkassen. Hier geht’s um Frauen und ihre Körper und ihre Arbeit. Und die sind auch 2012 weiter Gedöns. Oder einfach: Scheißegal.
Morgen, am 29. Juni demonstrieren schwangere Frauen und Hebammen vor dem Berliner Kanzleramt (und freuen sich natürlich über zahlreiche Unterstützung).